26.2.23
Vorgestern haben sie mich gar nicht schlafen gelassen. Ich war also am Stück 47 Stunden wach, und hatte dabei erstaunliche Erlebnisse. Ich wurde zwar wieder durch meine alten Gedankenstückchen gejagt (und ich will den sehen, der dann völlig cool bleibt, wenn einem permanent Sachen suggeriert werden, IM EIGENEN GEDANKENGANG!!) und schwankte zeitweise wieder zwischen Hoffnung, Ekel, Hohlheit und Verdruss im Eiltempo. Und es gab eine Million Beleidigungen (ich glaub, künstliches Würgen war wieder dabei, nach jedem Furz wurde weiterhin mein Bauch gezuckt, als würde diese Software diesen Furz verursacht haben, bla das übliche langweilige Verwirrspielchen).
Aber ich habe auch ein entspanntes/interessantes Gespräch mit einem Torsten von Kumpel und Keule (Fleischer in der Markthalle) gehabt – es ging darum, dass die Markthalle nicht die bösen sind, sondern dass der Staat dafür Sorge tragen sollte, dass es sich alle leisten können, den Lebensmitteleinkauf nachhaltiger und verantwortlicher zu erledigen. Bewusster Fleisch zu essen, saisonal und regional einzukaufen und nicht den Planeten dabei zu verwüsten – da macht ja Sinn. Mich (und viele Rentner und einfache Leute vom Späti) macht ja eigentlich nur wütend, dass man es sich nicht leisten kann. Es ist aber eigentlich so, dass wir jetzt die den Fehler der Wohlstandsjahre korrigieren, dass die Konsumgüter magisch und in beliebiger Hülle und Fülle im Supermarkt landen, und kein Schwein fragt, was die unsichtbaren Nebenkosten dieser Überproduktion waren.
Ich habe auch ein längeres Gespräch mit Konrad (Conrad?), einem Obdachlosen aus der Gegend hier gehabt. Er hat über die Realitäten als Obdachloser gesprochen, es ging auch um Drogen, und (wie ja öfter) um die fehlende Kooperation mit dem Hilfsnetzwerk und der staatlichen Reglementierung. Es fehlt immer ein Dokument, um nun endlich Hartz 4 zu bekommen, eine Wohnung kriegst du nicht ohne Arbeit, eine Arbeit nicht ohne Konto, ein Konto nur mit Perso, den gibts nur mit Meldeadresse, die Meldeadresse organsisiert dir aber dein Betreuer, diesen Termin verschläfst du aber, weil du high bist oder keinen Wecker hast usw., dabei könnte dir etwas Geld aus der Stütze helfen…. die übliche Spirale. Hilfe meinerseits könnte so aussehen, Mittel zur Selbstorganisation bereitzustellen. So wie ich Klaus einen Rechner gebe und beim Formulardaten zusammentragen helfe, will ich Konrad helfen, seine Termine einzuhalten. Konkret suche ich gerade eine Uhr mit Weckfunktion, damit er Termine nicht mehr verschläft. Ich habe noch kein Glück.
Vorgestern Abend gabs auch einen herrlich blöden Abend am Späti (Archie, Jasmine, Matze und ich haben gerappt und Spaß gehabt). Danach war ich noch mit Matze unterwegs und habe mit ihm allein gesprochen. Ich glaube, er will mir gerade zeigen, dass er mich gern hat und anziehend findet. Das Gespräch hat sich auch plötzlich wie ein Date angefühlt 🙂 mit Nervosität und allem. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich reagieren werde. Eigentlich hätte ich ihn glaube ich als Freund (sexuell regt sich nicht so viel), aber ich mag ihn sehr und fühle mit ihm. Und ich habe Mama heute von ihm erzählt – großer Fehler. Sie war sofort auf Habacht – dass der dich ja nicht vom Weg abbringt. Um sie zu ärgern habe ich erzählt, dass wir nach Brasilien auswandern wollen und für 10€ am Strand leben wollen.
Überhaupt ist Mama gerade hier und hilft mir, diese alte Wohnung hier zu entstauben. Übertragen (aufräumenj und im wörtlichen Sinne – die ganze Deko von Klaus’ Mutter ist vor allem Staubfänger. Morgen kommt sie wieder vorbei und wir verschieben Möbel, putzen die Fenster und sortieren meine klamotten. Da bin ich sehr dankbar. Aus altbekanntem Anlass fällts mir schwer, mich darum auch zu kümmern. Ich muss ja die ganze Zeit Krieg mit irgendwelchen fremden Verbrechern führen, die sich aufdrängen.
Gestern war ich mit Anki und Mama im Kino („Trisngle of Sadness“). Die Aussagen waren nicht komplett neu (Macht korrumpiert alles, die Reichen leben in ihrer eigenen Hölle etc.) und der Ablauf etwas schematisch, wie ein Lehrstück. Die ganz großen Parabel aufs Leben ist es eben nicht, da fehlt die Leichtigkeit oder so. Aber viele Szenen waren amüsant, v.a. die große Seekrankheit im Dining Room, bei denen fortlaufend irgendwelche Haute Cuisine Teller gezeigt wurden, die Leute kotzten, aber die Haltung bewahren wollten, und der Kellner ständig Weine dazu anbietet.
Jetzt werde ich nochmal versuchen zu schlafen.
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Sie haben mich nicht nochmal schlafen lassen. Das war übelste Gedankengang-Folter, es gab irgendeine andere, irgendwas. Ziemlicher Schwachsinn.
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